Als typisch fränkisches Dorf erweist sich Morlesau
an der Fränkischen
Saale. Fränkisch will heißen: Verschachtelte Höfe, Schiefwinkelige Scheunen,
Fachwerk; eingebettet in ein enges Tal, umgeben von Wäldern, Hecken,
grünen Matten, die sich talwärts und saalwärts herunterschlängeln.
Das Dorf liegt im südlichsten Vorland der Rhön.
Die Ausläufer der Rhön und des Spessart berühren
sich hier. Mächtig ragt der Sodenberg
empor mit seiner stolzen Höhe von 481 Metern, der basaltenen Rhön
südlichster Ausleger. Am Fuße schlängelt sich die Saale
hin; 180 Meter werden da angezeigt. Malerischer Saalelauf, von Weiden
gesäumt. Bunte Wiesen bringen Farbe ins Landschaftsbild. "Haufendorf"
oder "Straßendorf" würden Kenner sagen; man hat einfach an
Wegen gebaut, angebaut, immer weiter gebaut. Da steht breit hingelagert
die alte Zehntscheune aus rotem Sandstein. Über vierhundert
Jahre hat sie auf dem Buckel. Eine alte Torangel zeigt auf durchbohrtem
Sandstein die gotische Jahresziffer 1584. Daneben die ehemalige Dorfschule,
mit ihren klassizistischen Rundbogenfenstern einem Knusperhäuschen
aus dem Märchenland vergleichbar. Auch die Dorflinde darf im fränkischen
Dorf nicht fehlen. Über den Dächern lugt der kurze, Holzschindelgedeckte
Kirchturm, mehr einem Dachreiter gleichend. Die kleine Dorfkirche zwischen
blumenbunten Gräbern weist auf gotische Stilelemente zurück.
Nach den typischen und urfränkischen Hofeinfahrten mit meist überbauten
Toren und Heiligennischen muß man suchen. Allzu rasch mußten
sie einer Neuerungssucht weichen; geblieben ist nach wie vor die dreiseitige
Form der Hofanlage: der meist schmale und oft schlauchförmige Hofplatz
wird von drei Seiten von Gebäuden umschlossen. Auf der vierten Seite,
zur Straße hin, wird der Hof durch einen Zaun oder durch ein Mauertor
abgegrenzt. Ist das Tor zu - so gibt der Franke unmißverständlich
zu wissen:
"Dos is mei Reich" |